»Politik bewegt sich, wenn Menschen sich bewegen«
Rosenheim. »Politik bewegt sich, wenn sich Menschen bewegen«, sagte Dr. Wolfgang Kessler. Kessler ist Herausgeber von »Publik-Forum - Zeitung für kritische Christen«. Der Einladung des katholischen Bildungswerks und des Gesellschaftspolitischen Forums Rosenheim folgten rund hundert Zuhörer. Sie hörten wenig neue Inhalte zur Finanzkrise, allerdings diese äußerst verständlich und Gedanken anregend vorgetragen. Kessler riss fünf Strategien an, um die Wirtschaftsweise des Nordens so umzugestalten. Als Ziele nannte der Referent: Armut vermeiden, die Natur nicht zerstören und künftigen Generationen aussichtsreiche Perspektiven bieten.Was früher die Friedens- und Umweltbewegung gewesen sei, müsse heute eine Sozialbewegung sein. »Erst wenn sich Menschen wieder engagieren und die Politik aus ihrem Stillstand reißen, wird sich diese Welt zu ihren Gunsten verändern«, so Kessler.
Und wie könne das konkrete Handeln von Menschen gegen negative Auswüchse der Globalisierung aussehen? Hier verwies Wolfgang Kessler auf erfolgreiche Modelle wie etwa regionale Währungen. Es lag Kessler nahe, als ein mustergültiges Beispiel den Chiemgauer herauszuheben. Solche Projekte seien für große Ökonomen nur »kleine Fische«. Doch zeigten sie den richtigen Weg. Insbesondere verwies Kessler auf Potenziale, wie sie in der schweizerischen Komplementärwährung WIR steckten. Die 1934 entstandenen WIR-Komplementärwährung bildet das Fundament der Wirtschaftsring-Genossenschaft mit einem besonderen Verrechnungssystem, das seit dem in der Alpenrepublik erfogreicht tätig ist. Nach dem Vortrag informierte Chiemgauer-Geschäftsführer Christian Gelleri (links) den Wirtschaftsjournalisten Wolfgang Kessler über die neusten Entwicklungen im Chiemgauer- und benachbarten Sterntaler-Land. Ein wichtiger Gedankengang dabei: In wieweit sind Regiogeld basierte Kleinkredite sowie eine vom Geld unabhängige Deckung des Regionalgelds sinnvoll? Zur Sprache kam auch die Neuauflage Wolfgang Kesslers Buchs »Weltbeben - Auswege aus der Globalisierungsfalle«.