Klimawandel: Zentrale Rolle für Kommunen und regionale Wertschöpfung
Prien. Bei einem Vortrag bei der VR Bank Rosenheim-Chiemsee eG fand Prof. Dr. Wolfgang Seiler (bis vor kurzem Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung, Karlsruhe) vor 250 Zuhörern drastische Worte: Es fehle noch der Leidensdruck bei denen, die am meisten negativ zur Klimabilanz beitragen. Damit fehle auch der politische Willen, mehr für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu tun. »Wir müssen jetzt alle Register ziehen. Wir müssen jetzt sofort und umfassend handeln. Das muss Politikern in ganz großen Lettern ins Gebetbuch geschrieben werden«. Ansonsten drohen aufgrund der ökologischen Konsequenzen des Klimawandels (Wassermangel, Ernährungskrisen, Naturkatastrophen und Epidemien) Konflikte mit »erheblichen sozialen Auswirkungen«.
Prof. Wolfgang Seiler skizzierte ein detailliertes, mit zahlreichen Fakten gespicktes Bild des Klimawandels. Unter Strich kommt heraus, dass in rund zwanzig bis dreißig Jahren eine Erderwärmung erreicht sei, wie sie den Unterschied zwischen der letzten Kalt- und Warmzeit ausmacht. Die Auswirkungen sind jedem bekannt, der die Diskussion um das Kyoto-Protokoll und die Klimaveränderung der letzten Jahre verfolgte.
Kein Königsweg, aber Maßnahmenbündel
Der Klimaforscher betonte, es gäbe »keinen Königsweg, vielmehr ein ganzes Bündel« an Maßnahmen, was man gegen den Klimawandel und für die Anpassung an die veränderten Bedingungen ergreifen könne. Denn. »Im Klimawandel liegt auch ein enormes regionales Wertschöpfungspotential«. Durch den Einsatz der richtigen Technik durch Industrie und Normalbürger könne eine Menge Geld gespart werden. Dies gelte vor allem für den kommunalen und regionalen Bereich. Prof. Seiler nannte dabei die Faktoren Effizienzsteigerung beim Ressourcenverbrauch wie anderes Verhalten beim Autofahren, verbesserte Elektrogeräte, ein anderes Verhalten der Konsumenten (»Wir bestimmen mit dem, was wir kaufen«), andere Strategien beim öffentlichen Nahverkehr sowie eine Reduktion von Emissionen.
Alte Trampelpfade verlassen
Leisteten die Kommunen mit der Zentralisierung von Wasser- und Energieversorgung vor hundert Jahren einen wichtigen Dienst, um die Grundversorgung aller Bürger zu sichern, so solle man aufgrund neuer Technik nunmehr auf die Karte von dezentralen, flexiblen Konzepten setzen. Der Wissenschaftler führte als Beispiel dezentrale Blockheizkraftwerke ein.
»Wir haben noch alle Chancen, das gesteckte Ziel zu erreichen«, sagte Wolfang Seiler. »Wir sollten diese Chancen erkennen, aufgreifen und konsequent umsetzen«.
Dabei zeigte der Wissenschaftler in seinem Vortrag immer wieder die Notwendigkeit zum Handeln im regionalen Raum auf. Nur so könnten „Trampelpfade der Vergangenheit verlassen und völlig neue, kreative Ideen verfolgt werden«.