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Wer einkauft, trifft eine Wahlentscheidung

Inzell. Mit einem spritzigen, teils ernüchternden, teils wachrütteltenden Referat zum Thema »Neu entdeckte Regionalität - Antwort auf die Globalisierung« wies Josef Heringer auf die besondere Rolle der Verbraucher hin. Der Referent versuchte aber auch, uns Mut zum Handeln zu machen. »Wir gehen viel öfter zum Wählen, als wir uns bewusst sind. Eigentlich wählen wir jedesmal, wenn wir den Geldbeutel aufmachen«.

Inzell. Mit einem spritzigen, teils ernüchternden, teils wachrütteltenden Referat zum Thema »Neu entdeckte Regionalität - Antwort auf die Globalisierung« wies Josef Heringer auf die besondere Rolle der Verbraucher hin. Der Referent versuchte bei einem Chiemgauer-Treffen im Gasthaus »`Boden« aber auch, uns Mut zum Handeln zu machen. »Wir gehen viel öfter zum Wählen, als wir uns bewusst sind. Eigentlich wählen wir jedesmal, wenn wir den Geldbeutel aufmachen«.

Schon mit seiner eigenen Vorstellung als »Vertreter aus dem Sterntaler-Land« machte er auf regionale Eigenheiten unserer Gegend aufmerksam. Über eine kurze erdgeschichtliche Ausführung über den Chiemgau und Rupertiwinkel kam Heringer auf die derzeitige globale Situation auf unserer Erde zu sprechen. Anhand von wissenschaftlichen Studien (»nicht irgendeines Umweltschutzvereins, sondern von der Münchner Rückversicherung!«) konnte er ganz klar den deutlichen Anstieg der Umweltkatastrophen belegen. Er kam auf die erwiesene Klimaerwärmung zu sprechen: »Unsere Erde hat Fieber! Was können die Ursachen sein?« und machte deutlich, dass wir alle miteinander teilhaben an den Ursachen.

Weil uns nicht bewusst ist, wie viele tausend Kilometer die Shrimps an Reise hinter sich haben, bis sie auf unserem Teller landen: gefangen in Kanada, geschält in Marokko, verpackt wieder auf einem anderen Erdteil, bis hin zum Transport in die Kühlregale.

Diese Shrimps seien nur ein Beispiel für die Unsinnigkeit der globalen Transport-Manie, so Heringer. Und mancher dachte sich insgeheim: »Naja, Shrimps esse ich ja selten...« Nächstes Beispiel: die (Sport-)Jacke »made in Swiss«, die ihr Futtermaterial aus Hongkong, ihre Nähseide aus Indien, den Reißverschluss aus China erhält, in Taiwan zusammengenäht und in der Schweiz etikettiert und verpackt wird. Für diese (Marken?-)Jacke bezahlen wir als »Shopper« wahrscheinlich auch noch einen Schnäppchen-Preis.

Durch diesen schonungslosen Ausflug in unser aller ureigensten modernen Einkaufs- und Lebensgewohnheiten - und deren Auswirkung auf globaler Ebene konnte der Vortragende anschließend sehr deutlich die Vorteile einer intakten Nahversorgung klarmachen:

  • Nahversorgung ist Lebensqualität.
  • Insbesondere für Familien: Wo werden die Kinder ihre Praktikums- und Ausbildungsstellen suchen und finden?
  • Auch für ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind wie früher. Diese und viele andere Aspekte einer gelungenen Nahversorgung wurden angesprochen.

Über den Referenten

Josef Heringer hat eine große fachliche Kompetenz im Bereich der Landschaftsökologie erworben. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Umweltstiftung, Mitglied des Diözesanrates des Erzbistums München-Freising und langjähriger Mitarbeiter der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege in Laufen, wo er viele Ausbildungen geleitet hat. Josef Heringer befindet sich jetzt im Ruhestand, hält aber vielerorts Vorträge und Schulungen.