Was tun, wenn der Euro kriselt?
Was tun, wenn der Euro kristelt? Diese Frage bearbeiteten 20 Freunde der Regionalwährung Chiemgauer (Verbraucher, Unternehmer und gemeinnützige Vereine) in einem Workshop Ende Juli in Bergen im Emer Hof. Ein konkretes Fazit des Workshops ist, dass der Leitungskreis des Chiemgauer ein alternatives Deckungskonzept erarbeiten möchte.
Bergen. In der jüngsten Finanzkrise hatte der Chiemgauer-Gründer Christian Gelleri so manchen Anruf von besorgten Zeitgenossen erhalten, ob und wie denn der Chiemgauer von einer etwaigen Inflation und Geldentwertung abgekoppelt werden könne. Der Hintergrund dieser Sorger: Der Chiemgauer steht in einer Parität 1:1 zum Euro. Verliert der Euro an Wert, so zieht er den Chiemgauer in gleichem Verhältnis mit. Die Frage nach einer alternativen oder zusätzlichen Deckung der Regionalwährung war also durch das Zeitgeschehen auf die Tagesordnung gesetzt worden.
Wie könnte eine Alternative aussehen?
Nachdem Gelleri einen kurzen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte und die inzwischen vollzogenen Entwicklungsschritte des Chiemgauer geleistet hatte, entwarf Georg Beyschlag aus dem Achental, selbst seit Jahren mit Fragen der Regionalwährung befasst, die Skizze eines Regiogeldes, das durch Energie, im konkreten Beispiel durch den Brennwert eines Kubikmeters Holz (äquivalent zu 2100 kWh) abgesichert ist. Anhand dieses Modells konnten Voraussetzungen, notwendige Begleitumstände und Folgen einer derart real abgesicherten Alternativwährung anschaulich ausgeleuchtet werden. Energie empfiehlt sich als Deckung einer Währung nach Meinung von Beyschlag insofern als sie ein Gut ist, das jeder braucht.
Ideelles Vertrauen wichtiger als materielle Deckung
Damit war allerdings schon der Gedanke nahe gelegt, dass ein »Warenkorb« aus lebenswichtigen Gütern, etwa auch Wasser, Land, Bildung oder Pflegezeit, zur Deckung und als Inflationsschutz in Frage kommen könnte. Von vorneherein war klar, dass der Abend nur der Beginn der Beschäftigung mit diesem Thema sein ist. So ergab sich zum Ende des ersten Gesprächs zum einen die Schlussfolgerung, dass im Falle der Krise die ideelle Deckung der Währung, also das Vertrauen der Mitglieder in die Stabilität und Funktionstüchtigkeit des Netzwerkes, noch viel wichtiger sei als eine materielle Deckung der Regionalwährung.
Aber dennoch, so die zweite Schlussfolgerung, will der Vorstand gemeinsam mit interessierten Mitgliedern an der Erarbeitung alternativer Deckungskonzepte in der nächsten Zeit weiterarbeiten – und die Ergebnisse in einem nächsten Workshop zur Diskussion stellen.