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Vorstand des Chiemgauer e.V. gewählt

Bei der Jahreshauptversammlung am 23.6.2021 in Prien wurde der neue Vorstand gewählt.

Foto: H. Talhammer

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurde einzeln und einstimmig in den Vorstand gewählt:

Foto von links nach rechts: 2. Vorsitzender Christophe Levannier, Schatzmeisterin Petra Reszat, 1. Vorsitzender Stefan Schütz und Schriftführerin Elke Boehringer.

 

Chiemgauer wächst in Zeiten der Covid-Pandemie - Bundesbank zeigt Chiemgauer Regionalwährung

Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Chiemgauer e. V., die kürzlich im Priener Regionalmarkt stattfand, berichtete Stefan Schütz von der Entwicklung beim Verein.

Die Chiemgauer Regionalwährung hat sich im Jahr 2020 trotz der Covid-Pandemie überraschend gut entwickelt. Der Chiemgauer-Umsatz wuchs um acht Prozent auf über sechs Millionen Euro. Über 50.000 Chiemgauer konnten 2020 an die geförderten Vereine ausgeschüttet werden. Besonders die digitale Version des Chiemgauer kommt bei den Bürgern und Unternehmen immer besser an, doch auch das Chiemgauer Bargeld zählt weiterhin viele treue Fans. Die Deutsche Bundesbank zeigt in einer aktuellen Ausstellung „Die Geldmacher“ Exponate des Chiemgauer. In wissenschaftlichen Konferenzen äußern sich zwischenzeitlich sogar Experten der Europäischen Zentralbank positiv zum Ansatz des Regionalgeldes, weil dadurch der regionale Umsatzmultiplikator vervielfacht wird. Der amerikanische Professor James Stodder, der an der Universität Boston Ökonometrie lehrt, weist in einer Studie nach, dass ein in Chiemgauer getauschter Euro einen dreifachen Multiplikator aufweist und dadurch die regionale Wertschöpfung erhöht. An der Studie hat auch Chiemgauer-Gründer Christian Gelleri mitgewirkt, der in einem Forschungsprojekt an der Universität Würzburg zu Regionalwährungen forscht.

Im Zuge der Covid-Pandemie wurde ein spezieller Corona-Solidarfonds eingerichtet, um betroffenen Chiemgauer-Unternehmen zu helfen. Mehr als 30 Unternehmen haben von den kleinen Hilfen Gebrauch gemacht. Gespeist wird der Fonds durch 60 Bürgerinnen und Bürger, die Euro in Chiemgauer tauschen und drei Prozent dem Solidarfonds zugute kommen lassen.

Ausführlich berichtet wurde über das Projekt „Klimabonus“, das über einen Projektzeitraum von drei Jahren vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Besonders stolz verweist der Vorstand auf ein Förderprojekt mit der Stadt Traunstein, um einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Kommune zu leisten. Wer Solaranlagen auf sein Dach installiert oder sein Haus energetisch saniert, erhält einen Klimabonus zwischen 500 und 5.000 Chiemgauer ausgezahlt. Auf diese Weise konnten bereits viele hundert Tonnen CO2 eingespart werden. Die Besonderheit des Klimabonus ist die Verknüpfung mit der Regionalwährung Chiemgauer und die ausschließlich regionale Verwendung von Ausgleichszahlungen für CO2-Emissionen. Damit verwirklicht der Chiemgauer seinen Vereinszweck der Nachhaltigkeit.

Außerdem besteht seit eineinhalb Jahren eine intensive Kooperation mit dem Unterguggenberger-Institut in Wörgl. Der Namensgeber Michael Unterguggenberger hatte 1932 „Das Wunder von Wörgl“ initiiert. In der damaligen Depression konnte die Arbeitslosigkeit mit Hilfe von umlaufgesichertem Freigeld um 16 Prozent gesenkt werden und das in einer Zeit der Wirtschaftsdepression und sehr hoher Arbeitslosigkeit. Anknüpfend an diese Idee hat der Chiemgauer e. V. mit der österreichischen Partnerorganisation ein Interreg-Kleinprojekt zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit durchgeführt. Ziel ist die Schaffung eines grenzüberschreitenden Kompetenzzentrums für Regionalgeldentwicklung . Verhandlungen mit einer Hochschule als drittem Projektpartner sind im Gange.

Am Kassenbericht, den die Schatzmeisterin Susanne Leitner als ihre letzte Amtshandlung durchführte, gab es nichts zu bemängeln und so konnte der alte Vorstand entlastet werden. Die Schatzmeisterin wurde aufgrund eines Umzugs in das Allgäu mit einem mit Chiemgauern gespickten Strohhut verabschiedet. Wiedergewählt wurden für zwei Jahre der erste Vorsitzende Stefan Schütz, der zweite Vorsitzende Christophe Levannier und die Schriftführerin Elke Boehringer. Neu gewählt wurde die Schatzmeisterin Petra Reszat aus Kolbermoor.

Verabschiedet wurde auch der langjährige Rechnungsprüfer Rudi Heitauer aus Inzell. Als Rechnungsprüfer wurden Konrad Sauro und Martin-Christoph Ziethe, beide aus Prien am Chiemsee, gewählt.

Zum Abschluss gab es noch angeregte Diskussionen, wie es wirtschaftlich in Zukunft weitergeht und welche Rolle der Chiemgauer dabei spielen könnte. Verwiesen wurde auf eine Kreditwährung in Sardinien, das mit einem Netzwerk von über 5.000 Unternehmen und einem Umsatz über 50 Mio. Euro einen rasanten Aufschwung erlebt. Auch in Spanien, Frankreich, Belgien und anderen Ländern schießen Regionalwährungen wie Pilze aus dem Boden. Dies zeigt, dass Impulse für regionale Wirtschaftskreisläufe wieder einen höheren Stellenwert erlangt haben.