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Scheer: »Global denken, lokal handeln«

Inzell. »Global denken, lokal handeln – nicht global leben und national aufschieben«, mit dieser Aufforderung zeigte sich Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, ganz auf der Linie des Chiemgauer. Auf der Abschlussveranstaltung des gemeinsamen Forschungsprojektes der Technischen Universität München und des Chiemgauer konzentrierte sich der Preisträger des Jahres 1999 darauf, warum erneuerbare Energien erstrangig und unumgänglich im Kommen sind.

Alternativer Nobelpreisträger Hermann Scheer
Elisabeth Koch überreicht Scheer Chiemgauer

Inzell. »Global denken, lokal handeln – nicht global leben und national aufschieben«, mit dieser Aufforderung zeigte sich der Hermann Scheer, Träger des Alternativen Nobelpreises, ganz auf der Linie des Chiemgauer. Auf der Abschlussveranstaltung des gemeinsamen Forschungsprojektes der Technischen Universität München und des Chiemgauer konzentrierte sich der Preisträger des Jahres 1999 darauf, warum erneuerbare Energien erstrangig und unumgänglich im Kommen sind.

Scheer sagte auch, warum das atomar-fossile Zeitalter am Ende ist: Es gibt in absehbarer Zeit schlicht keine Brennstoffe wie Kohle, Öl und Uran mehr. In seiner packenden Rede umriss er, welche Auswirkung die Erfindung der Dampfmaschine und der Beginn der Industriellen Revolution hat. Sie mündet bis heute in der Zerstörung der Umwelt, der Gesundheit und einer totalen Abhängigkeit von wenigen Energiequellen an wenigen Orten der Welt. Die Folge seien auch Kriege. Er zögerte nicht, in einem Nebensatz klar zu stellen, dass es den Golfkrieg, die Kriege in Iran und Afghanistan nicht gäbe, »wenn auf der arabischen Halbinsel nicht Öl gefördert, sondern Salat angebaut würde«.

Scheer mahnte: »Wir sind genauso dumm wie die Römer, die den Mittelmeerraum abholzten ohne aufzuforsten«. Wir hinterließen nachfolgenden Generationen umkehrbare Zerstörungen. Deshalb der Appell zur Umkehr. Der einzige Weg liege in erneuerbaren Energien – und zwar auf regionaler und lokaler Ebene. »Das weiß jeder, der seine fünf Sinne beieinander hat«, so Scheer. Ausführlich ging der alternative Nobelpreisträger auf die Frage ein, warum es dennoch Widerstände gegen intelligente, dezentrale, regionale Formen der erneuerbaren Energien gibt. »Weil niemand – Gott sei Dank – eine Lizenz auf Sonne und Wind kaufen kann, die Energie des Volkes nicht gestohlen werden kann«, so Scheer, wollten Energiekonzerne ihr Monopol durch solche Projekte aufrechterhalten. Nach Scheers Ansicht besteht die Aufgabe der Politik darin, der Gesellschaft zu helfen den Weg der erneuerbaren Energien zu gehen. Die jüngsten Gesetzesinitiativen der schwarz-gelben Regierung wiesen in die völlig falsche Richtung. Der richtige Weg könne nur so aussehen: »Regional breit aufgestellt, für alle und den einzelnen, viele Wirtschaftsaktivitäten in der eigenen Region entfaltend«. So bleibe auch die Wertschöpfung in der Region. Den bislang – und es bliebe künftig auch so – flößen enorme Geldsummen für Energierechnungen aus der heimatlichen Region ab. Mit diesem Ziel der regionalen Wertschöpfung zeigte sich Hermann Scheer ganz auf der Linie des Chiemgauer.

So freute sich der Wahl-Berliner denn auch über einen regionalen Gruß der besonderen Art. Elisabeth Koch, Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand des Chiemgauer, drückte Scheer einige Chiemgauer-Gutscheine in die Hand. »Sie müssen aber bald wieder in den Chiemgau kommen«, lachte Frau Koch, denn schließlich verlieren die Gutscheine an Wert, wenn man sie nicht weitergibt, um den heimatlichen Wirtschaftskreislauf anzukurbeln. Eine Botschaft, die Scheer freudig aufnahm. Fotos: Matthias Leippe