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Große Resonanz für »Still, über Nacht ums Geld gebracht«

Weihnachten ohne Geld für Geschenke? Eigentlich undenkbar, aber für viele Menschen auf der Welt Realität. Nicht erst seit der Finanzkrise, die viele ärmer macht. Das katholische Bildungswerk nahm die aktuellen Entwicklungen zum Anlass um über Geld, Turbokapitalismus, Globalisierung, Regionalisierung und nachhaltigen Konsum zu diskutieren

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Weihnachten ohne Geld für Geschenke? Eigentlich undenkbar, aber für viele Menschen auf der Welt Realität. Nicht erst seit der Finanzkrise, die viele ärmer macht. Das katholische Bildungswerk nahm die aktuellen Entwicklungen zum Anlass um über Geld, Turbokapitalismus, Globalisierung, Regionalisierung und nachhaltigen Konsum zu diskutieren.

Rosenheim. Das Aktionswochenende »Still, über Nacht ums Geld gebracht« bot die Chance, sich auf eine ganz neue Weise dem Thema »Geld, Globalität, Ungerechtigkeit, Weihnachten« zu stellen. Etwa 300 Menschen kamen zu der zweitägigen Veranstaltung, die vom katholischen Bildungswerk, dem Rosenheimer Weltladen, Attac und der Regiogeld-Initiative Chiemgauer organisiert wurde.
Begrüßt wurden die Teilnehmer bei Glühwein von Barbara Schwendenmann vom katholischen Bildungswerk. Draußen vor dem Ginkgobaum übrigens, der von einer Gruppe an sieben Abenden unter künstlerischer Leitung von Heidemarie Hauser zu einem Adventskalender der besonderen Art umgestaltet wurde. Am Baum hängen 24 Taschen mit liebevoll gebastelten Inhalten, die nicht nur Freude bereiten, sondern auch zum Nachdenken anregen. Die Taschen selbst wurden von einer vietnamesischen Kooperative aus Müll genäht.

Geld ist ein schlechter Organisator


Der Eröffnungsvortrag von Dr. Fritz Reheis von der Universität Bamberg zum Thema »Entschleunigung – Abschied vom Turbokapitalismus« fand vor einem voll besetzten Saal statt (siehe Bild.

»Das heutige Geld ist ein schlechter Organisator unserer Wirtschaft, weil es sich nicht dem natürlichen Wachstum und der Eigenzeit der Menschen anpasst. Es setzt uns unter einen Vermehrungszwang beschleunigt, beschleunigt und beschleunigt.«. In diesen Kernsatz verdichtete Reheis sein Plädoyer, das Hamsterrad zu durchschauen, in dem wir immer schneller, immer hoffnungsloser rennen. Reheis zeigte die Symptome, stellte klare Diagnosen und wies Wege des Ausstiegs. Individuell könne der Einzelne auf seinen persönlichen Rhythmus achten und sich Zeiten der Ruhe und Muße schaffen. Wichtig sei es aber auch, sich mit anderen Menschen zu organisieren, um die gesellschaftlichen Bedingungen zu verändern und zu entschleunigen. Reheis listete eine ganze Reihe von Organisationen auf wie Slow Food, Christen für gerechte Wirtschaftsordnung, Attac.

Konkrete Beispiele


Konkrete Beispiele und weitere Informationen wurden am Samstag aufgezeigt. Neben Geldgeschichten aus der Bibel oder Wege aus der Schuldenfalle stellte die GLS-Bank ihre Arbeit vor, wie Geld transparent und sinnvoll angelegt werden kann. Die Initiative Chiemgauer demonstrierte, wie regionale Kreisläufe mit Chiemgauer gestärkt werden können.

Die Besucher konnten sogar vor Ort mit Chiemgauer bezahlen: Fair gehandelte Produkte beim Eine-Welt-Laden, Holzspielwaren und Design-Produkte von den Wendelstein-Werkstätten, Bio-Backwaren der Bäckerei Steffl aus Vagen, Bio-Käse von der Käserei Anderlbauer aus Frasdorf und Bio-Gemüse von der Grünen Kiste aus Prutting. Des Weiteren gab es Bekleidung aus kontrolliert biologischen Textilien, handgefertigte Seifen und Bücher zum Thema Finanzkrise und Entschleunigung im Angebot.

Schockiert zeigten sich viele Besucher nach dem Film »Let's make Money« und weiteren Erläuterungen durch Harald Klimenta von Attac. Ob die Immobilienblase in Spanien, Goldausbeutung in Burkina Faso oder Schwarzgelder in »Steuerparadiesen« wie Guernsey und Cayman – immer wieder übertraf die Realität der Renditejagd die kühnsten Vorstellungen über die Geldgier der Menschen. Sehr beeindruckend ist es dem Regisseur Erwin Wagenhofer gelungen, die Auswüchse des Kapitalismus in Bildern und Personen sprechen zu lassen.