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Eine Super-Idee muss man auch machen

Bericht zum dritten Treffen der Regionalgruppe Chiemsee-Achental im Priener Regionalmarkt.

Prien. »Was passiert, wenn ein Dutzend CHIEMGAUER-Mitglieder den Kopf zusammenstecken?«. Sie beleuchten Deutschlands beliebteste Regionalwährung aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. So geschehen jüngst bei der Regionalgruppe Chiemsee-Achental, die sich zum dritten Mal seit ihrer Gründung im März im Priener Regionalmarkt getroffen hat. An dem Abend standen ganz praktische Fragen, ein spannendes Schülerprojekt und (natürlich mal wieder) Fragen der Schuldenkrise wie Geldordnung auf dem Tableau. Immer wieder klangen dabei zwei besondere Themenkreise an. Zum einen: Wie kann man das Netzwerk der CHIEMGAUER-Unternehmer anregen? Wie können die vielen Menschen, die zwar Mitglied beim CHIEMGAUER sind, aber nicht mit Regionalgeld einkaufen gehen, dazu motiviert werden, diese Hürde zu überspringen?

 

Günter Ständecke informierte über die Vorteile der Miniweb-Seite für Unternehmer wie Verbraucher, die es auf dem »Marktplatz« im CHIEMGAUER-Portal unter www.chiemgauer.info gibt. Wesentlich dabei: Die Miniwebseite kann eine gute erste Anlaufstelle für neue Kunden sein; insbesondere in Verbindung mit attraktiven Angeboten die jeder Unternehmer ins Portal einstellen kann. Hier diskutierte man auch, ob diese Möglichkeit als »Fundgrube« oder »Kleinanzeigenmarkt« auch CHIEMGAUER-Verbrauchern geboten werden könnte. Weil die Gestaltung einer repräsentativen Miniweb-Seite sowohl technisch als auch inhaltlich eine Herausforderung ist, bot Ständecke diesen Service anderen CHIEMGAUER-Unternehmern gegen eine geringe Gebühr von pauschal 80 Chiemgauer an und präsentierte auch noch Roll-ups, die sich zu Messeständen ausbauen lassen.

 

Irmgard Wutte informierte über das entstehende regionale Netzwerk von Schülernetzwerk, das sie gerade im Rahmen ihres Konzepts »Nyendo – Lernen Hand in Hand« im CHIEMGAU anschiebt. Dabei geht es darum, Schülern unternehmerisches Denken in Verbindung mit einem Aufwacherlebnis durch die Begegnung mit einer anderen Kultur- und Lebenswelt zu vermitteln. Geplant sind Partnerschaften mit afrikanischen Schulen auf den Aktionsfeldern »Globalisierung, Komplementärwährung und Umwelt«. Angedacht ist dabei auch eine Begegnung der Schüler in Afrika. Das Konzept sieht vor, dass Schüler zum Beispiel 100 Familien finden, die monatlich 100 Chiemgauer »abonnieren«. Dann könnten damit rund 4.000 CHIEMGAUER/Euro für die Partnerschule erwirtschaftet werden, die diese in Form von Mikrokredite an afrikanische Schuleltern vergeben könnte. »Ein breites Spektrum an Möglichkeiten gibt es da«, so Irmgard Wutte, »die Schüler werden viele kreative Ideen der Umsetzung haben«. Regionalgruppenleiter Peter Fochler sagte die Unterstützung durch die Regionalgruppe für die geplanten Projekte zu. Schließlich sei der CHIEMGAUER auch aus einem Schülerprojekt entstanden.

 

Nachdem die Gruppe noch kurz über die Möglichkeit von Mikrokrediten gesprochen haben, die zinsfrei möglich sind, wenn sie in CHIEMGAUER ausbezahlt werden, klang der interessante Abend in offener Runde aus. Nicht ohne die großen Themen des Geldwesens angesprochen zu haben: Schuldenkrise, Alternativen für Griechenland durch eine Parallelwährung und die Frage, wie man den CHIEMGAUER mit etwas anderem als den Euro decken könnte, um diese Abhängigkeit aufzulösen. Georg Beyschlag erläuterte kurz den Ansatz, eine Regionalwährung durch heimische Energieressourcen wie Holz zu decken. Christian Gelleri berichtete von einer hochkarätigen Konferenz in Berlin zum Thema Parallelwährungen als Baustein zur Bewältigung der Eurokrise. Dazu folgt ein eigener Bericht.

 

Vorsitzender Christophe Levannier berichtete über aktuelle Entwicklungen in Frankreich von Regiogeldern, die immer mehr durch Kommunen initiiert und unterstützt würden. Der »Chiemgauer« sei in der französischen Regiogeld-Szene DAS Referenz-Beispiel. Damit sei aber auch eine besondere Verantwortung verbunden, den Chiemgauer in der Region »selbstverständlicher« werden zu lassen. Levannier erzählte einige Beispiele von Unternehmern, die den Chiemgauer nicht nur passiv annehmen, sondern bei jeder Gelegenheit aktiv in Umlauf brächten bei Investitionen, privatem Konsum, Spenden und vielen anderen Gelegenheiten. Julia Kollmansberger vom Priener Regionalmarkt bestätigte dies kurz und knapp: »Wir sind Anfang 2003 gleichzeitig mit dem Chiemgauer gestartet und für unser Unternehmen und unsere Familie ist der Chiemgauer eine Herzensangelegenheit.« Zum 10-jährigen Doppeljubiläum des Chiemgauer und des Priener Regionalmarktes Anfang nächsten Jahres werde es eine gemeinsame Aktion geben.